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EDITORIAL Nr. 50

Von Lukas Vogelsang – Überraschung: Statt mehr Geld für die Kultur krie­gen wir weni­ger: 1 Million Franken wol­len die Stadtpolitiker der Kultur wie­der abknöp­fen – noch vor fünf Monaten for­der­te der Kultursekretär 8,7 Millionen Franken mehr Geld für die städ­ti­sche Kultur. Hallo? Da scheint ein Loch in der Realität zu sein. Und statt sich für mehr Geld zu weh­ren und zu kämp­fen, wirft die Kulturstelle auch gleich das Handtuch und damit die Berner Kultur über Bord.

Wofür haben wir denn eine Abteilung Kulturelles? Sie ist doch zustän­dig dafür, die Kommunikation zwi­schen der Politik und der Kulturszene zu koor­di­nie­ren und eine Lobby auf­zu­bau­en. Seit drei Jahren wird in Bern schein­bar plan­los und mit vie­len Versprechungen, die nie ein­ge­hal­ten wer­den kön­nen, die Kulturszene unter Druck gesetzt doch wirk­lich gesche­hen ist nichts. Und statt, dass die kul­tu­rell Grossen etwas von ihren gros­sen Ideen zurück­stecken, wird jetzt bei den Kleineren der Geldhahn zuge­dreht. Von wegen Förderung! Es sind wie­der die «klei­nen» KünstlerInnen und Institutionen, wel­che die Sparrunden zu bezah­len haben – denn gemäss dem Kultursekretär sind die gros­sen Verträge so gut wie unter­zeich­net. Deswegen wer­den jetzt die «Brotbrösmeli» zusam­men­ge­kratzt doch das Kornhaus zu schlies­sen, ist sicher falsch und auch BeJazz braucht die Stadt Bern mit dem VIDMAR-Projekt sowie­so.

Viel Vertrauen wur­de ver­spielt, viel Geld zum Fenster raus­ge­wor­fen, vie­le Möglichkeiten enden mit Pilzbefall. Bern war in einer Ausnahmesituation mit dem kul­tu­rel­len Angebot, mit frei­wil­li­gen Denkern und Helfern und war Tümpel von künst­le­ri­schem Mut und Einfallsreichtum. Eigentlich eine Traumsituation für eine Kulturabteilung. Doch – und irgend­wie will nie­mand wirk­lich dar­über reden – herrscht in der Berner Kultur seit drei Jahren das tota­le Chaos. Und jetzt geht’s um Existenzen. Jetzt heisst es jeder gegen jeden. Viel Spass.


Foto: zVg.

Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 50, Februar 2007