Der Regierungsrat des Kantons Bern will, dass kantonale Veröffentlichungen in den amtlichen Anzeigern weiterhin kostenlos publiziert werden. Er möchte zudem den Anzeigern die Möglichkeit eröffnen, auch redaktionelle Beiträge zu veröffentlichen. Der Grosse Rat wird eine entsprechende Teilrevision des Gemeindegesetzes in der Januarsession 2010 beraten.
Im Rahmen einer Teilrevision des Gemeindegesetzes sollen die heute dichten Vorgaben des Kantons im Anzeigerwesen gelockert und reduziert werden. In der Vernehmlassung wurde die Vorlage mehrheitlich positiv aufgenommen. Kontrovers beurteilt wurde in erster Linie die Frage, ob amtliche Publikationen von kantonalen Stellen in den amtlichen Anzeigern der Gemeinden gratis bleiben oder neu kostenpflichtig werden sollen. Die vorberatende Kommission des Grossen Rates entschied, dass kantonale Veröffentlichungen künftig grundsätzlich kostenpflichtig in den Anzeigern publiziert werden sollten. Die Kommission möchte zudem die Veröffentlichung von redaktionellen Beiträgen im nichtamtlichen Teil der Anzeiger dahingehend einschränken, dass unentgeltlich publizierte redaktionelle Beiträge verboten werden.
Der Regierungsrat beantragt nun dem Grossen Rat, dass kantonale Veröffentlichungen wie bisher kostenlos in den amtlichen Anzeigern publiziert werden sollten. Die schwierigen finanzpolitischen Rahmenbedingungen sowie die Tatsache, dass kantonale Veröffentlichungen, insbesondere Stelleninserate, wesentlich zur Attraktivität und Popularität der amtlichen Anzeiger beitragen, rechtfertigen es aus Sicht des Regierungsrats, an der bisherigen, bewährten Regelung festzuhalten, zumal ein Wechsel zur Kostenpflicht für den Kanton mit erheblichen Mehrkosten verbunden wäre. Weiter möchte es der Regierungsrat den Anzeigern ermöglichen, künftig im nichtamtlichen Teil auch redaktionelle Beiträge zu veröffentlichen.
Neben der Neuregelung des Anzeigerwesens sieht die Teilrevision des Gemeindegesetzes auch gewisse Präzisierungen bei den Bestimmungen zu den Regionalkonferenzen sowie Anpassungen im Bereich der kantonalen Finanzaufsicht über die Gemeinden und bei der vermögensrechtlichen und disziplinarischen Verantwortlichkeit in den Gemeinden vor. Diese Änderungen waren in der Vernehmlassung und in der vorberatenden grossrätlichen Kommission unbestritten.
Der Grosse Rat wird die Vorlage in der Januar-Session 2010 in erster Lesung beraten. Die Teilrevision des Gemeindegesetzes soll voraussichtlich im Herbst 2010 in Kraft treten.
Textquelle: Presstext Regierungsrat
Anmerkung der Redaktion: Nicht erwähnt wird in diesem Zusammenhang, dass seit dem 1. Oktober 2009 der amtliche Anzeiger auch Verlag für die Berner Kulturagenda ist. Fakt ist, dass die Berner Kulturagenda bereits zum dritten Mal die Verlegerschaft gewechselt hat und sich jeweils durch öffentliches Geld (direkt, wie indirekt) finanzieren lässt. Die Diskussion dreht sich jetzt also darum, dass die einen den Anzeiger in die publizistische Freiheit lassen möchten, dass dieser drucken kann, was er will, aber selber für die Finanzen zuständig ist. Auf der anderen Seite stehen will man den Amtsanzeiger einschränken, damit dieser nur noch als Amtsblatt und als Werbeblatt funktionieren kann. Das heisst dann eben, dass die Berner Kulturagenda in dieser Form jetzt nicht mehr möglich wäre. Ausser, sie würde sich wieder vom Verlag lösen und für die Beilage im Anzeiger effektiv bezahlen.
Beides ist ein Fiasko: Den Anzeiger alleine auf den Werbemarkt zu lassen, wird die Tamedia auf den Plan rufen. Ein solcher Konkurrent würde da nicht toleriert. Das hat man mit NEWS und «.ch» bereits gesehen. Dem Anzeiger wiederum fehlt das nötige Kapital für einen Werbekrieg und würde unweigerlich den Kürzeren ziehen.
Als reines Amtsblatt mit PR-Texten würde die Attraktivität des Blattes auf den Nullpunkt sinken. Zwar wäre der amtliche Auftrag gewährleistet und das Überleben der Zeitung gesichert. Diese Variante ist mit Sicherheit die politisch korrektere, denn sie respektiert den Marktwettbewerb. Aber diese Variante wäre auch ein grosses Problem für die Berner Kulturagenda.
Es laufen jetzt die ersten Gespräche und Beratungen. Februar 2010 wird’s richten.