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Die Zukunft ist digi­tal – aber das Papier bleibt

Jahresbericht2012_DE_pdt(Pressetext) - Die Schweizerische Nationalbibliothek eta­bliert sich in der digi­ta­len Welt, ent­wickelt aber gleich­zei­tig ihre tra­di­tio­nel­len Aufgaben wei­ter. Der soeben erschie­ne­ne Jahresbericht 2012 zeigt, wie die NB mit der Umsetzung die­ser dop­pel­ten Ausrichtung begon­nen hat.

«Die Zukunft ist digi­tal. Aber das Papier bleibt.» Unter die­sem Motto steht die Strategie der Schweizerischen Nationalbibliothek (NB) für die Jahre 2012 bis 2019. Basis die­ser dop­pel­ten Ausrichtung ist die Sammlung, die nahe­zu alle soge­nann­ten Helvetica umfasst, also alles, was in der Schweiz oder über die Schweiz erschie­nen ist. 4,3 Millionen Bücher, Zeitungs- und Zeitschriftenbände, Plakate, Ansichtskarten, Fotografien und ähn­li­che Dokumente ent­hielt sie Ende 2012. Darunter befin­den sich auch Online-Publikationen wie elek­tro­ni­sche Zeitschriften und Websites. Neben Publikationen sam­melt die NB auch lite­ra­ri­sche und künst­le­ri­sche Archive. 309 Archive und Nachlässe befin­den sich im Schweizerischen Literaturarchiv (SLA), 77 in der Graphischen Sammlung. Ebenfalls in der NB befin­det sich, als Teil der Graphischen Sammlung, das Eidgenössische Archiv für Denkmalpflege mit rund 1,2 Millionen Dokumenten.

Online-Publikationen neh­men stark zu
Der aller­gröss­te Teil der NB-Sammlungen wird in unter­ir­di­schen Magazinen in Bern auf­be­wahrt und für die kom­men­den Generationen erhal­ten. Die 18’336 Einheiten Online-Publikationen aller­dings befin­den sich in einem elek­tro­ni­schen Langzeitspeicher. Dieser Teil der Sammlung ist der­zeit noch klein, wächst aber stark. Von 2011 auf 2012 hat er um über 50% zuge­nom­men. Erstmals gesam­melt wur­den im Jahr 2012 Websites von Abstimmungskampagnen. In Zusammenarbeit mit den Parlamentsdiensten wird in Zukunft bei jeder Kampagne eine Website der befür­wor­ten­den und eine der geg­ne­ri­schen Seite archi­viert.

Digitalisierte Zeitungen in allen vier Landessprachen
Immer mehr gedruck­te Publikationen wer­den nach­träg­lich digi­ta­li­siert und sind damit auch online ver­füg­bar. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Schweizer Zeitungen, die die NB zusam­men mit dem ent­spre­chen­den Verlag und oft auch einer ande­ren Bibliothek fürs Internet auf­ar­bei­tet. 2012 gin­gen die St. Galler Zeitung (Jahrgang 1831–1881), Il Grigione ita­lia­no (1852–1980) und Fögl dʼEngiadina (1887–1980), 24heures/Feuille d’a­vis de Lausanne und die Schaffhauser Nachrichten online. Zugänglich sind die digi­ta­li­sier­ten Zeitungen ent­we­der über ver­lags­ei­ge­ne Plattformen oder über www.schweizerpressearchive.ch. Diese ent­hält nun Zeitungen in allen vier Landessprachen.

Mobile Applikation für Kataloge
Drei Hauptkataloge eröff­nen den Zugang zu den Sammlungen der NB. Helveticat erschliesst die Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und die Online-Publikationen. Die Bestände des SLA und der Graphischen Sammlung wer­den in HelveticArchives erfasst, die Plakate der Graphischen Sammlung im Schweizer Plakatkatalog. Diesen sowie Helveticat gibt es seit Herbst 2012 auch in einer Version für mobi­le Geräte. Die Applikation mobile.kataloge.nb.admin.ch erlaubt den Zugang vom iPhone, iPad oder einem Android 4.0 Gerät aus. Möglich sind die Stichwortsuche, das Bestellen von Dokumenten und der Zugriff aufs eige­ne Benutzungskonto.

Erfolgreiche Mundart-Ausstellung
Forschungsprojekte, Veranstaltungen, Ausstellungen und eige­ne Veröffentlichungen rücken wech­seln­de Sammlungsteile ins Licht. Mit Sapperlot! Mundarten der Schweiz zeig­te die NB ihre erfolg­reich­ste Ausstellung seit 1994. Die grös­se­ren Ausstellungen fin­den in der Regel jähr­lich alter­nie­rend am Hauptsitz in Bern und an der Aussenstelle der NB, dem Centre Dürrenmatt Neuchâtel (CDN), statt. Das CDN kon­zen­trier­te sich im letz­ten Jahr auf klei­ne­re Ausstellungen – unter ande­rem eine zu Walter Jonas – und ein rei­ches Veranstaltungsprogramm.

Kleinmeistersammlung Gugelmann in Genf
Die Ausstellung Zauber der Landschaft zur Zeit von Jean-Jacques Rousseau im Genfer Musée Rath zeig­te rund hun­dert Druckgrafiken und Zeichnungen aus der Sammlung Gugelmann, einer der bedeu­tend­sten Sammlungen von Schweizer Kleinmeistern. Sie ist ein Kernbestand der Graphischen Sammlung der NB. Mit einem ande­ren Kernbestand, den Landschaftsfotografien, ist die Graphische Sammlung am Projekt «4D Sites – Image-based Combination of Spatial Data and Graphical Material» betei­ligt. Unter der Leitung der ETH Zürich soll eine Software ent­wickelt wer­den, die Landschaftsfotografie und vir­tu­el­len Landschaftsraum kom­bi­niert.

Rilke in Bern
Im SLA lag im Jahr 2012 ein Arbeitsschwerpunkt auf Rainer Maria Rilke. Zusammen mit der Internationalen Rilke-Gesellschaft führ­te das SLA die Rilke-Tagung in Bern durch. Auf die Tagung hin publi­zier­te das SLA das «Berner Taschenbuch» der Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge als Faksimile und als text­ge­ne­ti­sche Edition. Gleichzeitig erschien eine Ausgabe des Quarto, der Zeitschrift des SLA, zu Rilke.

Stimmen der Schweizer Kultur
Nach zehn­jäh­ri­ger Laufzeit abge­schlos­sen wur­de das Projekt «Images et Voix de la cul­tu­re suis­se» (IMVOCS), an dem das SLA wesent­lich betei­ligt war. Es wur­de 2002 von Memoriav, dem Verein für die Erhaltung des audio­vi­su­el­len Kulturguts der Schweiz, ins Leben geru­fen, und hat­te zum Ziel, Ton‑, Film- und Videodokumente von Schweizer Autorinnen und Autoren in allen vier Landessprachen zu sichern. Die Bewahrung über­nimmt im Rahmen einer Vereinbarung mit der NB die Schweizer Nationalphonothek. Über deren Abhörstationen in der NB in Bern und in der Nationalphonothek in Lugano kön­nen die Dokumente nun von allen Interessierten abge­ru­fen wer­den.

Infos: www.nb.admin.ch/jahresbericht