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Ein Tr(i)ump(h) der Natur

Von Patrik Etschmayer - Wäre es nicht schön, wenn Sie von Trump nicht in den Nachrichten, son­dern in einer BBC-Naturdokumentation etwas sehen könn­ten? Sir David Attenborough, und nicht ein gehetzt aus­se­hen­der Nachrichtensprecher wür­de einen begrüs­sen und einen über das unglaub­li­che Leben des Goldschopf-Trumps auf­klä­ren.

«Der Goldschopf-Trump ist eine aus­ser­ge­wöhn­li­che, ja gera­de­zu unglaub­li­che Kreatur und beweist, wel­che bizar­ren Wege die Evolution ein­schlägt, wenn die­se dem Überleben einer Spezies hel­fen. Ganz spe­zi­ell an die­ser pos­sier­li­chen Kreatur ist wohl das Paarungsverhalten: Als ein­zi­ges Lebewesen paart sich der Goldschopf-Trump aus­schliess­lich mit art­frem­den Weibchen. Dies gezwun­ge­ner­mas­sen, da aus­schliess­lich männ­li­che Goldschopf-Trumps gebo­ren wer­den.

Am häu­fig­sten paart sich die­ser erstaun­li­che Vogel mit der Goldgräber-Drossel, wel­che offen­sicht­lich durch sein Nest ange­lockt wird. Wobei auch gesagt wer­den muss, dass das Nest des Goldschopf-Trumps etwas ganz Besonderes ist.

Meist gebaut aus Kieseln aus Marmorsteinbrüchen, ver­ziert es der Goldschopf-Trump mit Vorliebe mit gol­dig glän­zen­den Steinen, Kieseln, aber immer häu­fi­ger auch mit Goldabfällen aus Wiederverwertungsbetrieben für Elektronikgeräte, wes­halb die­ser Vogel bei sol­chen Betrieben sehr unbe­liebt ist und ver­trie­ben wird.

Auffällig an die­sem schrä­gen Vogel ist auch, dass er nicht nur ein Nest baut, son­dern gera­de­zu manisch neue Niststätten errich­tet, die vor allem mög­lichst hoch und präch­tig sein sol­len. Genau sol­che Bauten locken denn auch Goldgräber-Drosseln an, wel­che ihre Eier in der Folge ohne gros­se Beteiligung des Goldschopf-Trumps aus­brü­ten und die Jungen in der Folge auf­zie­hen, ohne auf gros­se Hilfe des Vaters zurück­zu­grei­fen.

Das Erstaunliche ist, dass von den Nachkommen alle Männchen auch wie­der zu Goldschopf-Trumps her­an­wach­sen und zum Teil in alte Nester ihres Vaters ein­zie­hen, wäh­rend die mei­sten Weibchen aus dem Gelege wie­der zu Goldgräber-Drosseln wer­den, wach­sen ande­re, die nicht so auf­fäl­lig sind, zu Tiffany-Finken her­an. Wieder ein Wunder der Natur, dass einen an den nor­ma­len Gattungsgrenzen zwei­feln lässt.

Es muss dabei bemerkt wer­den, dass es auch die Hypothese gibt, dass Goldschopf-Trump und Goldgräber-Drossel durch­aus der glei­chen Gattung ange­hö­ren aber durch extrem unter­schied­li­che Morphologien und viel­fach auch Lebensräume nur den Eindruck erwecken, unter­schied­li­cher Gattung zu sein.

Der Goldschopf-Trump fällt nicht nur durch sein etwas absur­des Gefieder auf – sein rosa Federkleid und ein aus dün­nen Daunenfedern gebil­de­ter Kopfschmuck geben dem dick­li­chen Körper eine etwas absur­de Erscheinung –, auch sein Gesang ist unver­wech­sel­bar. Auf ein wie­der­hol­tes «Eimwinningsobiggly, Eimwinningsobiggly» folgt unwei­ger­lich «Luusarssosäääd, Luusarssosäääd». Mitunter wie­der­holt sich die­ser Singsang einen gan­zen Nachmittag lang immer wie­der und wie­der.

Und genau hier wer­den wir nun zu Zeugen die­ses ein­zig­ar­ti­gen Anblicks, der uns so nur in der Gegend des Central Parks von New York und in andern Metropolitan-Gebieten der Erde zu Augen und Ohren kommt. Ja … er scheint zufrie­den mit der Erscheinung sei­nes turm­ar­ti­gen Nestes zu sein und er ent­fernt noch eini­ge klei­ne Unschönheiten, bevor er zu sin­gen beginnt. Sollten Sie über die schie­re Lautstärke ent­setzt sein, so müs­sen wir Ihnen klar sagen, dass wir spe­zi­el­le Schalldämpfer über die Mikrofone stül­pen muss­ten, um ein Übersteuern der Aufnahmegeräte zu ver­hin­dern. Wobei wir fest­ge­stellt haben, dass der Goldschopf-Trump sofort wesent­lich lau­ter singt, sobald er Mikrofon und Kamera bemerkt. Dass er mit die­sem Gebrüll tat­säch­lich nach eini­ger Zeit ein Weibchen anlockt, ver­mag zu erstau­nen. Doch die Goldgräber-Drossel weiss genau, was sie will. Anscheinend ist sie mit dem Nest doch nicht ganz zufrie­den und will sich schon abwen­den, als sie vom Goldschopf-Trump mit einem wah­ren Hagel klei­ner gol­de­ner Gegenstände ein­ge­deckt und so doch zur Entscheidung für die­ses Männchen bewegt wird. In bereits weni­gen Wochen dürf­ten die Eier aus­ge­brü­tet sein, und der Kreislauf des Lebens kann von vor­ne begin­nen.

Eine unan­ge­neh­me Eigenschaft des auf den ersten Blick vor allem auf­ge­bla­sen und absurd wir­ken­den Vogels ist sei­ne Neigung, Nistmaterial und Futter von klei­ne­ren und schwä­che­ren Vögeln zu steh­len und so zu tun, als ob das ganz nor­mal sei – wobei es der Goldschopf-Trump ver­mut­lich tat­säch­lich so emp­fin­det. Und genau­so abstos­send für Beobachter mit mensch­li­cher Moralvorstellung ist sei­ne Neigung, Nester von ande­ren Vögeln mut­wil­lig zu zer­stö­ren, an deren Stelle sei­ne glit­zern­den Monstrositäten zu bau­en und dort, wo sich ande­re Vögel gegen den Goldschopf-Trump weh­ren, so lan­ge abzu­ko­ten, bis die­se ihren Widerstand auf­ge­ben, ande­re Nistorte suchen und das Feld dem auf­ge­bla­se­nen Goldschopf über­las­sen.»

Diese Verhaltensweisen schei­nen sich aber für die­se Spezies bewährt zu haben, ganz egal, wie wir als Menschen dazu ste­hen. In die­ser Hinsicht ist es sogar für all jene, die Tiere immer idea­li­sie­ren, in die­sem Fall ver­mut­lich eine Erleichterung, dass nichts von all dem, was in der Natur vor­kommt, bei den Menschen eine Entsprechung hat. Man stel­le sich nur vor, was pas­sie­ren wür­de, wenn ein sol­cher Vogel in die Politik gin­ge …