Ein eigenartiger Konflikt hat sich in der Mühle Rubigen angebraut. Und obwohl der «Pesce» – Peter Burkhart – ein kauziger Zeitgenosse ist, so ist es ihm zu verdanken, dass die Schweiz eine solche, eine der letzten musikalischen Konzertinseln besitzt. Er hat mit seiner «Kauzigkeit», mit Wille, Sturheit aber eben auch Durchhaltekraft ein grossartiges Zeichen gebaut. Auch von aussen her betrachtet ist der eskalierende Konflikt ungleich verteilt. Philipp Fankhauser war mit Sicherheit die falsche Wahl: Ein Musiker ist Musiker, nicht Veranstalter. Das wäre, wie wenn der Maurer von einem Tag auf den Anderen eine Bäckerei übernehmen würde. Das «kann» gut gehen, aber es fehlt die Sicherheit, ideell (Know-how), und oft auch finanziell (ausser man hat Geld wie Heu geerbt). Meine persönliche Meinung zum Thema: Ich glaube Peter Burkhart. Die Geschichte der Mühle hätte ohne soziale Tragfähigkeit kaum überleben können. Bei aller verworrenen Griesgrämigkeit, die man Pesce unterjubeln kann, hat er das Herz dann doch immer am richtigen Fleck gehabt – auch wenn man ihn zwischendurch, zur Erinnerung daran, in’s Hinterteil stüpfen musste. Ein Polteri ist er, aber einer, der doch immer noch weiss, worum es geht. Und seine Aktionen rund um die Finanzierung der Mühle, dem eigenwilligen Fluss von Subventionsgeldern und die «manchmal Ja und manchmal Nein»-Parkplatzgeschichten, hat er immer im Dienst für die Mühle gewonnen.
Und Philipp Fankhauser? Von dem wissen wir eigentlich recht wenig. Er hat ein paar Blues-Alben produziert, die vielleicht für Schweizer-Niveau gut sind – aber so wirklich den Blues kriegt man davon nicht. Als geliebtes Kind der Radiostationen und Freund von Claude Nobs (Montreux) hat er sich gut hochgespielt – aber nachhaltig ist er nicht wirklich geblieben. Drahtig, dünnhäutig und unbeständig wirkt seine Erscheinung – und es ist richtig: Er ist ein Musiker – und seine Aufgabe ist es, Musik zu machen. Das ist sein Beruf, seine Ausdrucksstärke.
ensuite druckt hier den Brief von Pesce Burkhart, und damit auch ein freudiges Hommage an die Mühle, wie sie uns in Erinnerung ist.
Lukas Vogelsang
PS: Und ganz wichtig: Die Mühle Hunziken lebt nicht nur von der Musik, sondern, auch von den perfekten Crêpes von Catherine Burkhart! Das muss hier mal laut und deutlich vermerkt sein.
PPS: Im Anschluss an diese Veröffentlichung hatten wir ein sehr ergiebiges und interessantes Gespräch mit Pesce-himself. Es hat meine Meinung bestärkt und ich bin überzeugt, dass hier einiges von Seiten Fankhauser nicht gut läuft. Deswegen erst Recht: Wir lieben Crêpes! Haltet durch!
Brief von Pesce Burkhart vom Karfreitag 2012:
An die Freunde und Mitglieder der Mühle Hunziken
Meine Lieben
Ich bin Euch eine Erklärung zur eventuell bevorstehenden Schliessung der Mühle schuldig.
Vorgeschichte
2004 übergab ich die Liegenschaft an die Kinder Catherine und Thomas sowie an meine Frau Pia. Pia verzichtete auf den ihr zustehenden Anteil. Liegenschaft und GmbH‘s wurden durch drei geteilt. Familygroove zierte lange das Programm. Es gab auch Zoff. Doch Streit kommt in den besten Familien vor. Und wir gehörten noch nie zu den besten Familien. Das ist mir heute klarer denn je.
Also: Vor gut einem Jahr, Ende März, fragte ich Phibe Cornu ob er die Mühle samt Konzert GmbH kaufen und betreiben wolle. Seine Antwort: «… mit schwerem Herzen … leider ein Nein. Philipp Fankhauser?» Dieser wollte und freute sich enorm: «Je mehr ich darüber nachdenke, über die verrückte Geschichte, je mehr Spass macht sie mir. Schon nur die Köpfe zu sehen, wenn wir es offiziell vermelden. Im Ernst, es fühlt sich sehr gut an und ich habe keine Zweifel.» Thomas Bähler war unser Berater. «Im Vertrauen Peter, er ist Rechtsanwalt, ein guter Freund von mir und begeisterter Mühlegänger.» Auf diese Aussage komme ich später ungern zurück. Sohn Thomas freute sich nicht und brach im Mai die initiierten Verhandlungen mit Philipp ab.
Trotzdem: Am 21. Juni unterzeichneten alle Beteiligten, Philipp als Käufer, Pia, Catherine und Thomas Burkhart als EigentümerInnen und ich als Verhandlungspartner eine Absichtserklärung.
Mitte August, nach fünf Monaten Verhandlungen, drängte ich auf den ersehnten Vertragsabschluss. Am 23. August gab mir Philipp per Mail sein Okay: «Also, von mir hast du jetzt mein Wort, dass ich deine besprochenen Forderungen akzeptiere». Ich dankte, forderte ihn jedoch ultimativ auf, mit dem Kauf von 30% der Konzert GmbH auch ein Zeichen seiner Zahlungswilligkeit zu setzen. (Das sind keine 3% der abgemachten Kaufsumme …) Andernfalls würden wir die Verhandlungen endgültig abbrechen. Stress dominierte. Doch ein Tag vor Saisonstart, am 1. September wurden Philipp Fankhauser und mein Sohn Thomas neu als Geschäftsführer der Konzert GmbH notariell beglaubigt. Die Philipp Fankhauser Productions AG überwies das Geld.
Bis Ende Oktober arbeitete ich Vollzeit für die neue Führung und unterstützte sie mit Rat und Tat. Ich sah, dass Philipp mit dem Booker-Volontariat seine Grenzen mehr als erreicht hat und auch die Verhandlungen stockten erneut. Am 1. November fuhren Pia und ich besorgt in die Schweiz.
Philipp schilderte, er hätte seit Tagen eine Depression, keine Rückendeckung mehr von Manager Roger Guntern. Er müsse sich entscheiden zwischen Musikerkarriere oder Mühle. Habe sich für die Karriere entschieden. Zudem kein Geld für den Mühlekauf und Thomas täte ihm ehrlich leid. Kernsatz: «Wele Tüfel het mi g‘rite, das i d‘Mühli ha welle übernäh?» Ich intervenierte und hab mich anerboten die nächsten Programme zu buchen. Pia zu Philipp: «Es geht nicht nur um Geld, wir finden einen Weg, wir kommen Dir entgegen». Wir machten Vorschläge, wollten abschliessen. Doch Philipp blieb stur: «Ich bleibe bis zum Sommer dann sehen wir weiter, Geld fliesst keines!»
Was macht ein Käufer ohne Rückendeckung, Zeit und Geld? Zurücktreten? Sicher nicht Philipp! Er verwies mich an seinen Anwalt. Das war der Beginn seiner totalen Gesprächsverweigerung. Seit knapp sechs Monaten nimmt er kein Telefon ab und beantwortet weder Mail‘s noch SMS‘s. Nun zeigte unser „Freund“, Berater, Rechtsanwalt LL.M. und begeisterter Mühlegänger Thomas Bähler, erstmals sein wahres Gesicht. Ich erhielt das unglaublichste Mail das ich je gelesen habe:
«Lieber Peter, Du bist leider offenbar in die Fänge von kriminellen Beratern und falschen Freunden gelangt, die die Mühle und vielleicht auch Dich vernichten wollten. Viele dieser Akte bedrohen nicht nur den Fortbestand der Gesellschaft, sondern es sind schlichtweg auch strafrechtlich relevante Akte (sogar Offizialdelikte, insbesondere Veruntreuungen und Urkundendelikte – unsere Selbstanzeigen bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung werden zu Aktivitäten der Staatsanwaltschaft führen). Unser Ziel ist klar: wir müssen schauen, dass es Deine Berater erwischt – ich selber glaube Dir, dass Du nichts machen würdest, um die GmbH zu gefährden und damit die Mühle zu zerschlagen». Und so weiter, zwei A4 voll, ein kleiner Auszug aus dutzenden von Briefen, Mails und Eingaben. (Zur Zeit vier Gesuche an die Schlichtungsbehörde!)
Oder der Versuch einen Tochter-Vater-Zwist, zu seinen Gunsten anzuzetteln: «Peter hat immer sehr schlecht über Dich gesprochen, noch nie bin ich einem Vater mit einer so miesen Einstellung gegenüber seiner eigenen Tochter begegnet (und wir sehen viele heikle Familiensituationen!)» Oder die Jammertirade an den Treuhänder: «Helfen Sie uns mit, die GmbH zu retten. Hier steht Vieles im Argen – ich habe wirklich noch nie so einen Scherbenhaufen gesehen, noch gar nie.»
Seit fünf Monaten deckt Dr. Bähler jeden und jede im Umfeld der Mühle Hunziken mit seinem Geschwurbel ein. Ihm ist jedes Mittel recht. Die Anwalts- oder Gerichtskosten welche durch ihn und seine unsinnig angestrengten Prozesse gegen Catherine, Pia und mich entstehen, werden nicht etwa seinen Mandanten Philipp und Thomas, sondern der Konzert GmbH belastet. Und, Dr. Bähler ist nicht nur der Rechtsanwalt der GmbH sondern auch der Verwaltungsratvizepräsident der Philipp Fankhauser Productions AG und „Executive producer“ der Philipp Fankhauser CD‘s. «Es stünden viele Ideen im Raum, so Fankhauser, etwa Live-Aufnahmen mit eigenem Label»(BZ 20. Dez.11) Also, geht doch: Der selbstlose „Executive producer“ wartet schon im Haus …
Weshalb der „Leitende Geschäftsführer“ Thomas Burkhart vor einem halben Jahr ins „Bähler-Lager“ wechselte und das Trauerspiel mitmacht, ist wohl sein Geheimnis. Oder das seiner Frau. Weshalb Philipp jedoch noch immer daran glaubt, er könnte mein Lebenswerk dereinst sein eigen nennen, ist mir ein Rätsel. Ich fass‘ es nicht: Da spielt er sich fünf Monate als solventer Käufer auf, gibt mir sein Wort, bezahlt nur 3% der Kaufsumme, lässt sich als Geschäftsführer bestätigen und die Einsprachefrist für Gesellschafterbeschlüsse still verstreichen um dann die Firma durch seinen Anwalt in den Dreck zu ziehen. Sieht irgendwie nach „feindlicher Übernahme“ aus.
«Die Idee von einem privaten Firmenevent mit Konzert und Whisky‑, Wein- oder Zigarrentasting gehe ihnen nicht mehr aus dem Kopf, verrät Philipp Fankhauser» in der Zeitung öffentlich. Auch mir geht eine Idee nicht mehr aus dem Kopf: Ein Nachfolger für mein Lebenswerk auf den ich stolz sein kann. Der mit mir in Freundschaft, mit Anstand und Respekt die letzten Jahre teilt.
Ich weiss, ich bin der Idiot der Philipp Fankhauser nach mehr als siebzehn Jahren blind vertraute. Doch nun zur eventuell bevorstehenden Schliessung der Mühle. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder kommt Philipp zur Besinnung und tritt sofort zurück, dann wird die Mühle weiter mahlen. Oder er bleibt weiterhin unansprechbar stur, dann steht die Mühle und das Gericht entscheidet.
«Philipp Fankhauser?» schrieb Phibe Cornu mir vor einem Jahr. Ich hab das ? damals übersehen. Philipp Fankhauser FRAGEZEICHEN. Fett, gross und ausgeschrieben, so steht es jetzt im Raum.
on verra … à la votre
Pesce Burkhart
Karfreitag 2012
Pesce Burkhart
à la plaine
32 190 Vic Fezensac
Um meine Sicht der Dinge besser zu kommunizieren: muehli-pesche.ch




