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Der Bund, der kein Tagi sein will und doch ein Tagibund wird

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Ganz kuri­os muten die­se Sätze an: «In gewis­sen Blättern ist behaup­tet wor­den, der «Bund» wer­de zu einem «Kopfblatt» des «Tagi». Offensichtlich wis­sen eini­ge Kollegen nicht, wovon sie schrei­ben. «Kopfblatt» wür­de bedeu­ten: Eine Zeitung über­nimmt den Mantelteil (Ausland, Inland, Wirtschaft, Kultur, Sport) einer andern, stellt den eige­nen Zeitungskopf vor­an und steu­ert nur noch loka­le Inhalte bei.» Nur zwei Absätze wei­ter unten steht dann aller­dings:«Zwar wird der «Bund» vie­le Inhalte tel quel vom «Tages-Anzeiger» über­neh­men: die Auslandberichterstattung, über­re­gio­na­le und inter­na­tio­na­le Kultur, gros­se Wirtschaftsthemen, das Sportgeschehen, soweit es sich nicht in Bern abspielt, Spezialseiten wie «Wissen» und «Gesellschaft».» Da leuch­tet mir der Kopfblatt-Unterschied nicht ein und der Angriff auf die Kollegen scheint mir sehr unbe­grün­det.

Das Einzige, was den BUND als BUND aus­zeich­nen wird, so Arthur K. Vogel, ist die Bundeshausredaktion, die auch Inhalte für den Tagi erstel­len wird. Das ist aber dann auch gleich alles.

Aber es ist viel­leicht ganz gut, wenn der Zürcher-Tagi in Bern ein­zieht. Dem BUND ist es in letz­ter Zeit immer schwe­rer gefal­len, sei­nen «Qualitätsjournalismus» auf­recht zu hal­ten. Zu jung ist die Redaktion gewor­den, zu lan­ge haben die Existenzängste an der Redaktion genagt und die Unsicherheit hat die­sem Journalismus nicht gut getan… Leider. Aber der BUND hat nicht mehr die­se Relevanz, die wir so ger­ne hät­ten. Dazu braucht es mehr.

So erwar­ten wir ab dem 15. Oktober eine neue Zeitung in Bern, die das Jammern und «Chlönen» ver­ges­sen kann und end­lich wie­der seri­ös und kräf­tig, redu­ziert, aber muti­ger, das loka­le Geschehen von Bern ana­ly­siert. Grosse Hoffnung habe ich dabei, dass der Journalisten-Filz, die­se ein­ge­ni­ste­te Vitamin-B-Kultur (man schreibt emo­tio­nal über Freund oder Feind) ein Ende haben wird. Denn, und das hat uns der BUND immer­hin bewie­sen: Die Hoffnung stirbt zu letzt.

Lukas Vogelsang
Chefredaktor