Das schwei­gen­de Kind

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Von Vlora Mulaku- Was als scho­nungs­lo­se Beichte beginnt, endet als Geständnis: Trägt er die Schuld am rät­sel­haf­ten Tod der Mutter? Atemlos lausch­te das Publikum am 15. Mai im halb gefüll­ten Lesungssaal des Kaufleutens dem öster­rei­chi­schen Autor Raoul Schrott, der aus sei­nem neue­sten Buch «Das schwei­gen­de Kind» vor­las.

Er liebt es den Finger in die Wunde zu stos­sen, wach­zu­rüt­teln und zu pro­vo­zie­ren. Der grau­bär­ti­ge Mann, der mit ero­ti­scher Stimme aus sei­nem Buch liest, schreibt über ein hoch­bri­san­tes und unkon­ven­tio­nell dis­ku­tier­tes Thema: Das Sorgerecht der Väter.

200 Seiten vol­ler Spannung eines Krimis und doch poe­tisch von einem Vater, der sein Kind nicht sehen darf und dabei zu Grunde geht. «Es ist ein gesell­schaft­li­cher Missstand, ver­gleich­bar der Diskriminierung der Frauen vor 1968», so Raoul Schrott. «Als Vater macht mich die­ses Unrecht betrof­fen. Als Schriftsteller bringt es mich dazu, von den – meist tabui­sier­ten – Verstrickungen zu erzäh­len: von Elend, Liebe und Gewalt.»

Ein erschüt­tern­des Zeugnis
Alles beginnt mit der destruk­ti­ven Liebe zwi­schen einem Maler und sei­nem Aktmodell und endet mit einem schwei­gen­den Kind, einer ermor­de­ten Mutter und dem männ­li­chen Protagonisten im Senatorium. Die Frau in der Erzählung erfüllt alle Klischees des män­ner­ver­schlin­gen­den Biests: lüstern, geheim­nis­voll, gewalt­tä­tig, eifer­süch­tig und labil, wobei der Mann in eine unge­wohn­te Opferrolle schlüpft. Schrott fes­selt die Lesungsgäste und malt sagen­haf­te Bilder mit sei­nen Worten. Gewalt, bedin­gungs­lo­se Liebe zu einem Kind, Paradiese und Sprachlosigkeit sind sein erschüt­tern­des Zeugnis.

Ein lesens­wer­tes Buch für alle Schlüsselkinder, Prosaliebhaber und Interessierte für Gesellschaftsprobleme.

Raoul Schrott: Das schwei­gen­de Kind. Erschienen 2012 bei Carl Hanser Verlag in München.

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