«Ensuite» braucht Geld und verspielt Kredit (PDF) – unter diesem Titel hat Christoph Hämmann von der Berner Zeitung am 4. August eine ziemlich üble journalistische Leistung vollbracht. Er hat die Angeklagten vor einer Verhandlung zu Ihrer Schuld befragt und diese Antworten, ohne zu prüfen, als korrekt der Öffentlichkeit verkauft. Es ist natürlich gut, wenn Journalisten sich aktiv einsetzen und mehrere Quellen hinzuziehen. Aber ich erinnere an Norwegen, an den fanatischen Massenmörder, der als erstes auch klar darauf plädierte, er sei unschuldig.
Peter Schranz von der Abteilung Kulturelles, diese als erste Anmerkung, ist in den Briefen nie erwähnt oder vertreten. Er wäre eigentlich derjenige, der zuständig für die Kommissionsanliegen ist – hatte aber bis zum Zeitpunkt, als Christoph Hämmann ihn kontaktierte keine Rolle in dieser Sache. In unserem Fall wurden die 28 Gesuche an die Kommissionen von Martin Müller, Assistent der Kultursekretärin und eben Veronica Schaller, als Chefsekretärin und Leiterin der Abteilung Kulturelles behandelt. Sie waren die einzigen, welche mit uns, ensuite, in Kontakt traten.
ensuite steht mit dem Kanton im Kontakt und wir wissen das mit der Subsidiarität. Wir wissen aber auch, WER uns Geld gibt und wer nicht. Diesbezüglich ist Frau den Brok noch nicht auf dem neusten Stand.
Zurück zu Peter Schranz, der erzählte, mein Artikel «strotze vor Fehlern». Er nennt nur zwei und diese sind belegt keine Fehler:
1. Ich habe NIE erwähnt, dass ein Kommissionsmitglied nicht die Möglichkeit hat, selber einen Antrag zu stellen. Der/Die Erste welche diese Passage in meinem Artikel finden sollte, kriegt ein Jahresabonnement von ensuite geschenkt. Diese Darstellung ist einfach falsch. Es gibt keinen Grund, warum ich sowas behaupten sollte.
2. Es hat in der Tat eine Ausschreibung gegeben im Dezember 2003, ich habe hier als PDF eingefügt: Ausschreibung_2003. Machen Sie sich, liebe LeserInnen, selber ein Bild. In meinem Artikel geht es um die Publikation im «Anzeiger Region Bern», welche doppelt und dreifach subventioniert wird und nicht um die kleine Tabloid-Zeitung, die eben nicht dem Anzeiger beigelegt werden könne – aus finanziellen Gründen, wie dort klar nachzulesen ist. Eine weitere Ausschreibung hat nie stattgefunden, hätte aber im 2007 schriftlich publiziert werden müssen.
Transparenz ist eine Sache, wenn auf Fragen ganz einfache Antworten folgen, wenn die Dinge so dokumentiert sind, dass man sich als aussenstehender einfach einarbeiten kann. Nun, ich bin selber über 19 Jahren in der Kultur tätig und ich verstehe je länger je mehr nur noch Bahnhof. Und wenn Frau Schaller die «Notgesuche» von ensuite anprangert, dann wäre vielleicht anzumerken, dass bei den meisten Kulturförderinstitutionen empfohlen wird, die «Not» zu begründen. ensuite ist ein Kulturmagazin und in einer Zeit, wo alle Kulturmagazine im Sterben liegen, ist eine Notfinanzierung wohl nötig und es ist gerechtfertigt, diese als solche zu definieren. Da wir alle ehrenamtlich arbeiten und ensuite wirklch unterfinanziert ist, stimmt das auch.
Apropos: Mein Artikel hat sehr spannende Reaktionen ausgelöst. So zum Beispiel ein Mitglied einer Kulturkommission, welches meinte: «Endlich mal was Schriftliches! Wir haben schon lange vermutet, dass hier etwas nicht stimmt!»
Liebe LeserInnen: Machen Sie sich selber ein Bild. Ich kann nur dokumentieren, was man mir vorgelegt hat. Aber ich garantiere, dass ich für fast alle Behauptungen Zeugen oder Belege vorweisen kann. Und wenn Sie das Gefühl haben, der Vogelsang sei ein «Stürmi», so haben sie absolut das Recht auf diese Meinung. Roger Blum, ehemaliger Berner Medienprofessor, hat es am Treffendsten definiert: „Die Medien sind ein Gradmesser der Freiheit. Je mehr die Medien die Mächtigen ärgern, umso freier ist die Gesellschaft. Je mehr die Medien der Regierung dienen, umso weniger sind auch die Menschen frei“ (Blum 2003).