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Alkoholsucht: Eine Montage

Ich dan­ke den Autoren Sigmund *Freud, Knut °Hamsun, Jack ˇLondon und ihren Übersetzern J. °Sandmeier, S. °Angermann und E. ˇMagnus. Schnitt: Michael Zwicker 

*Man kann sich des Eindrucks nicht erweh­ren, dass die Menschen gemein­hin mit fal­schen Massstäben mes­sen. °Ich öff­ne­te das Fenster und sah hin­aus. ˇNatürlich ist ein per­sön­li­ches Bekenntnis nicht voll­stän­dig, wenn es nicht bis zum letz­ten Augenblick durch­ge­führt ist. °Von mei­nem Platz aus sah ich schlim­me Wetterzeichen rund­um am Horizont. ˆDie Stras-sen waren blank vom Regen, der in den Morgenstunden gefal­len war, der Himmel hing rau und tief über der Stadt, und es war nir­gends ein Sonnenstrahl zu sehen. ˇEs wur­de Zeit zu gehen. °Als ich hin­aus­ge­kom­men war, blieb ich ste­hen und sag­te laut, mit­ten auf der Strasse, indem ich die Hände ball­te: König Alkohol, König Alkohol, König Alkohol,… °Während ich damit beschäf­tigt war, kam ein Bekannter vor­bei. °Gehen sie mit mir ein Bier trin­ken, sag­te er. *Diese Äusserung mei­nes ver­ehr­ten Freundes, der selbst ein­mal den Zauber der Illusion poe­tisch gewür­digt hat, brach­te mir nicht gerin­ge Schwierigkeiten. […]

°Ich nick­te zum Zeichen, dass ich ver­stan­den hat­te. ˇEs war nichts gegen die Kneipen ein­zu­wen­den. *Das Leben, wie es uns auf­er­legt ist, ist zu schwer für uns. *Um es zu ertra­gen, kön­nen wir Linderungsmittel nicht ent­beh­ren. °Wir beka­men das Bier. ˇIch steck­te mein Gesicht in den Schaum und leck­te an dem schwe­ren Getränk dar­un­ter. ˇIch trank °Bier und ˇWhisky, ˇGlas auf Glas. °Betrunken brach ich auf und ging die Strasse ent­lang. °Ich bekam Lust, Narrenstreiche zu machen, erstaun­li­che Dinge zu bege­hen, die Stadt auf den Kopf zu stel­len und zu lär­men. *Auf sol­che Art löst sich also das Ich von der Aussenwelt. ˇHirn und Nerven bra­chen zusam­men, und der Körper nicht weni­ger, und doch: im Himmel mei­nes Schöpferdranges war ich selig! […]

°Ich lag wach in mei­ner Dachstube und hör­te eine Uhr unter mir sechs­mal schla­gen. ˇNie wie­der, schwor ich. °Tod und Teufel. ˇNatürlich ist alles nur Seelenkrankheit. Das Unbehagen in der Kultur. °Ich fühl­te einen bren­nen­den Schmerz über mei­nen Augenbrauen. ˇJetzt soll es anders wer­den. °Meine Knie beb­ten hef­tig. König Alkohol °Aber nun soll Schluss sein – ver­stehst du! °Der Hunger nag­te uner­träg­lich. ˇWhiskey. *Meist ist die­ses Vorkommen Folge einer Entwicklungsspaltung. Ein quan­ti­ta­ti­ver Anteil einer Einstellung, einer Triebregung, ist unver­än­dert erhal­ten geblie­ben, ein ande­rer hat die wei­te­re Entwicklung erfah­ren. °Ich stampf­te meh­re Male auf den Boden und wie­der­hol­te: Was soll ich tun? ˇIch trief­te von Schweiss, hielt aber nie inne, obgleich ich mich der völ­li­gen Erschöpfung nahe fühl­te. °Aber mein Gehirn kam immer mehr in Verwirrung. ˇEs wur­de dun­kel. °Mein ner­vö­ses Hirn streck­te sei­ne Fühlhörner aus. […]

°Ich kau­te unun­ter­bro­chen auf mei­nem Hobelspan und schwank­te, so schnell ich konn­te, durch die Strassen. Bevor ich es selbst wuss­te, war ich ˇin einer Kneipe. König Alkohol. […]

°Herrgott, wie doch alles ver­kehrt ging! […]

°Ich zer­biss im Wahnsinn mei­ne Zunge und ich lach­te jedes­mal rasend, wenn es weh tat. […]

*Die Schicksalsfrage der Menschenart scheint mir zu sein, ob und in wel­chem Masse es ihrer Kulturentwicklung gelin­gen wird, der Störung des Zusammenlebens durch den mensch­li­chen Aggressions- und Selbstvernichtungstrieb Herr zu wer­den. *Ich habe nichts vor­zu­brin­gen, was die Lösung die­ses Problems ent­schei­dend beein­flus­sen wür­de.

Foto: zVg.
ensuite, März 2013