Berner Stadttheater ver­liert Schauspielchef

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Eklat an der Spielplankonferenz des Stadttheaters Bern: Schauspielchef Erich Sidler und sein Ensemble wer­fen Direktor Marc Adam vor, dem Schauspiel Sparmassnahmen auf­zu­bür­den wäh­rend das Musiktheater wei­ter­hin teu­er pro­du­zie­re.

Für Sidler ist das umso stos­sen­der als er ver­gan­ge­ne Saison das Budget und die Auslastungsvorgaben mit 75 Prozent erfüllt hat, wäh­rend die Oper unter Leitung von Direktor Marc Adam mit 62 Prozent unter den Erwartungen blieb. Sidler muss kom­men­de Saison 100’000 Franken ein­spa­ren.

Ihm sei schlei­er­haft, nach wel­chem Verteilschlüssel im Stadttheater die Sparten-Budgets erstellt wür­den, sag­te Sidler am Donnerstag vor den Medien. Sein Vertrauen in Adam sei erschüt­tert. Er wer­de das Haus des­halb Ende Saison 2010/11 ver­las­sen.

Wie erfolg­reich die zu Ende gehen­de Schauspielsaison war, zei­gen die acht Produktionen, die der gros­sen Nachfrage wegen wie­der­auf­ge­nom­men wer­den. Von «Andorra» und «Woyzeck» sei­en alle Vorstellungen aus­ver­kauft gewe­sen, vom Jugend-Stück «Co-Starring» sogar schon vor der Premiere, freu­te sich Sidler.

Trotz Sparmassnahmen ein attrak­ti­ves Programm
Trotz Sparmassnahmen hat Sidler ein attrak­ti­ves Programm auf­ge­gleist. Einer der Höhepunkte ist eine Bühnenfassung des Erfolgsfilms «Die Herbstzeitlosen» unter dem Titel «Altweiberfrühling». Ensemblemitglied Heidi Maria Glössner wird wie im Film das Amerika-Lisi spie­len.

Ausserdem wird Peter Turrinis Kaufhaus-Stück «Josef und Maria» im Warenhaus Loeb auf­ge­führt. Und mit der Uraufführung von «Murder Ballads» von Rebekka Kricheldorf zu den Songs von Nick Cave ver­sucht man, an den Erfolg des Tom-Waits-Musicals «Woyzeck» anzu­knüp­fen.

Aktuelle Themen – häu­fig auch aus der Jugendkultur – haben fast alle Stücke. Felicia Zellers «Kaspar Häuser Meer» etwa han­delt von Sozialarbeiterinnen, die von den zuneh­men­den gesell­schaft­li­chen Problemen über­for­dert sind.  (sda)

Eric Sidler

Erich Sidler ging nach dem Regiestudium an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich 1995 als Regieassistent nach Hannover ans Staatsschauspiel. Bald trat er mit eige­nen Arbeiten her­vor. Er erhielt den Regieförderpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für sei­ne Dramatisierung und Inszenierung von Kleists „Die Marquise von O.“ Weitere Arbeiten in Hannover folg­ten, etwa „Maienschlager“ von Katharina Gericke, Fassbinders „Händler der vier Jahreszeiten“ und „Tätowierung“ von Dea Loher. Engagements führ­ten ihn ans Theater Essen, das Nationaltheater Mannheim, das Maxim Gorki Theater in Berlin und ans Staatstheater Stuttgart, wo er unter Friedrich Schirmer Hausregisseur wur­de. Seit 2003 arbei­tet Sidler wie­der als frei­er Regisseur an ver­schie­de­nen Häusern. Sein Hauptinteresse gilt der neu­en Dramatik und jun­gen Autoren. 2004 hat er am Staatstheater Stuttgart „Die Ballade vom Nadelbaumkiller“ von Rebecca Kricheldorf insze­niert. Diese Uraufführung wur­de zu den Theatertagen in Heidelberg und Mülheim ein­ge­la­den. Zuletzt setz­te er an der Staatsoper Hannover die Uraufführung von Edward Rushtons Oper „Die from­me Helene“ in Szene. In Bern insze­nier­te er in der Spielzeit 2007/08 sei­ne eige­ne Bearbeitung von Gotthelfs „Die schwar­ze Spinne“ und die Deutschsprachige Erstaufführung von Enda Walshs „The Homefront“.

Spielzeit 2008/09
Inszenierung:

Der Impresario von Smyrna
Rosa und Blanca

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