Bleibende Werte

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Ein Abend mit guten Freunden war das Eröffnungsfest zur Jubiläumsausstellung des Verlags Scheidegger & Spiess: gute Freunde unter Zürcher Lesenden und Schreibenden, die sich wie­der ein­mal tra­fen. Und gute Freunde, die man unter den kom­plett aus­ge­stell­ten Büchern des Verlags wie­der ent­deck­te. Da sind die her­vor­ra­gen­den Autoren und Fotografen, die man gar nicht ein­zeln nen­nen darf, will man den nicht Erwähnten kein Unrecht tun. Da sind die Künstlerpersönlichkeiten, die der Verleger Ernst Scheidegger bis heu­te in den Mittelpunkt sei­nes Programms rückt. Und wie gute Freunde ent­deckt man auch die herr­li­chen Ausstellungskataloge wie­der, mit denen der Verlag seit Jahrzehnten Schweizer Museen aus­stat­tet.

Künstlerfreundschaften prä­gen das Programm

Kunst, Fotografie und Architektur sind die drei Säulen von Scheidegger & Spiess. Auf dem heiss umkämpf­ten Büchermarkt hat der Verlag seit 50 Jahren sei­nen festen Platz. Rund 300 Titel wur­den bis­her publi­ziert. Im tem­po­rä­ren PopUp Store (Neugasse 41, 8005 Zürich) sind sie noch bis 25. August lücken­los anzu­schau­en. Dafür hol­te Scheidegger auch Preziosen aus dem Archiv, die lan­ge ver­grif­fen und unver­käuf­lich sind. Ein Schicksal, das nicht weni­ge sei­ner Veröffentlichungen ereil­te. «Mal kam etwas her­aus, mal nichts. Es war etwas erra­tisch, ob und wann ein Buch erschien», kom­men­tiert Vertriebschef Patrick Schneebeli iro­nisch das Verlagsprogramm.

Am Anfang stan­den Künstlerfreundschaften, die Ernst Scheidegger, selbst Maler, Gestalter, Fotograf, Galerist, Filmer und Redaktor, pfleg­te. Insbesondere zu Alberto Giacometti, den er in den 40er Jahren im Militärdienst in Maloja GR ken­nen­lern­te, ver­band ihn eine enge Beziehung. «Aber auch das Buch über Miró lag mir am Herzen», führt der anwe­sen­de Verleger aus. «Das hat sich frü­her am schlech­te­sten ver­kauft; heu­te ist es umge­kehrt.» Scheidegger liess sich auch nicht beir­ren und druck­te die Künstlermonografien mit Farbaufnahmen. «‹Du spinnst›, muss­te ich immer wie­der hören», erzählt der Senior, «das sei viel zu teu­er im Druck.»

Jedes Buch ist ein beson­de­res Buch

Scheidegger & Spiess-Publikationen zeich­nen sich bis heu­te durch ihre hoch­wer­ti­ge Ausstattung aus. Auf die Haptik wird Wert gelegt. «Es gehört zur Verlagskultur zu schau­en, dass jedes Buch ein beson­de­res Buch wird», beschrieb Verlagsleiter Thomas Kramer den Entwicklungsprozess. Eine Entdeckung ist bei­spiels­wei­se der Bildband «Chandigarh 1956». Scheidegger ver­folg­te per­sön­lich den Bau der indi­schen Retortenstadt durch Le Corbusier. «Dem Corbusier hat das nicht gepasst», erin­nert er sich. «Er woll­te sei­ne Bauten nicht in Arbeit zei­gen, son­dern erst, wenn sie fer­tig sind.» Deshalb zog sich die Produktion des Titels, der beein­drucken­de Bilder Indiens aus der Mitte des letz­ten Jahrhunderts ent­hält, bis ins Jahr 2007 hin.

Heiner Spiess soll­te den Verlag fort­füh­ren und wei­te­te das inter­na­tio­na­le Geschäft aus. Er ver­starb vor sechs Jahren. Ernst Scheidegger ist mit sei­nen Ideen immer noch aktiv. Seine Motivation ist die­sel­be wie bei der Gründung des Verlags: schö­ne Bücher für gute Freunde zu machen.

Copyright © 2011 Kulturkritik • Kritische Stimmen zum Zürcher Kulturgeschehen Kulturkritik.ch ist ein Projekt der Plattform Kulturpublizistik • Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK)

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