Zehn Jahre gereift

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McJazz_by_Anselm_KlugeWir schrei­ben das Jahr 1998: Bassist Anselm Kluge und Keyboarderin Annette Humpe tref­fen sich in München anläss­lich einer Fete von ACT-Labelmanager Siggi Loch. Ein paar Bierchen, Sprüche, eine Idee und ein Musikprojekt ist gebo­ren. Die Arrangements und die Aufnahmen fin­den ein Jahr spä­ter statt, es kommt jedoch nie zur Veröffentlichung – bis jetzt.

Es hat einen unver­kenn­ba­ren Retro-Touch, das Album «Bass Me» von Bassist Anselm Kluge und der Keyboarderin und Sängerin Annette Humpe, die in den Achtzigern mit der Gruppe «Ideal» die Neue Deutsche Welle mit antreibt und auch heu­te, nach einer län­ge­ren Pause, mit dem Projekt «Ich + Ich» von sich reden macht. Kluge und Humpe sehen sich nicht als Jazzer, viel­mehr als Pop-Fanatiker, die ger­ne mal etwas aus­pro­bie­ren. So gesche­hen auch mit ihrem gemein­sa­men Debüt «Bass Me», ein­ge­spielt vor zehn Jahren, jedoch nie ver­öf­fent­licht. ACT-Labelmanager Siggi Loch fin­det den Master wie­der und lieb­äu­gelt mit der Publikation. Humpe und Kluge las­sen sich über­re­den und geben sich auf die Schnelle den Namen «McJazz». Der Publikation steht nun nichts mehr im Wege.

Knapp gehal­te­ne Vocal-Passagen «Bass Me» ist eine Mischung aus Pop, Elektronik und Jazz. Die Idee dahin­ter: Berühmte Basslinien auf­spü­ren und neu inter­pre­tie­ren. Effektiv wird man beim Anhören der CD an Jimi Hendrix oder Michael Jackson erin­nert. Annette Humpe an den Keys gibt den Groove vor, beglei­tet wird sie von Anselm Kluge am Bass. Die Soli bestrei­ten der Saxophonist Peter Weniger und der Trompeter Ingolf Burkhardt. Die Titel wie «Doctor» oder «Schatzi» sind nicht ganz Ernst zu neh­men, viel weni­ger die äus­serst knapp gehal­te­nen Vocal-Passagen. Es sind Dialoge vol­ler Ironie, die dem Hörer gros­sen Interpretationsspielraum gestat­ten: «Herr Minister?» – «Kein Kommentar»; «Ist das Gucci?» – «Nein, Versace».

Lounge‐Sessel‐Ambiente Es sind teils fre­che, teils melan­cho­li­sche Melodien, kon­zi­piert für ein typi­sches Lounge-Sessel-Ambiente. Emotionsgeladene Jazzimprovisationen, die sich auf bekann­te Themen stüt­zen. So lässt sich in «Schatzi» Michael Jacksons Thema «Bad» aus­ma­chen, oder in «Doctor» Deep Purples «Smoke On The Water».

Annette Humpe zählt in Deutschland zu den bekann­te­ren Musikerinnen und Produzentinnen. In den Neunzigern schreibt und pro­du­ziert sie regel­mäs­sig für Künstler wie Udo Lindenberg, Die Prinzen, Lucilectric, Nena und Band ohne Namen. 1995 kommt es kurz­zei­tig zu einer Zusammenarbeit mit ihrer Schwester Inga Humpe, wel­che wegen der Zusammenarbeit mit 2raumwohnung bekannt ist. Anselm Kluge ist einer der bekann­te­ren Studiobassisten der Siebziger und Achtziger. Heute ist er als Musiklehrer an der Hamburger Hochschule für Musik tätig.

Text: Luca D’Alessandro
Infos: McJazz – Bass Me (ACT Music) www.actmusic.com

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