Von klei­nen Dingen und gros­sen Zusammenhängen

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Als zwei­ten Teil einer Doppelperformance im Theaterhaus Gessnerallee prä­sen­tier­te der fran­zö­si­sche Philosoph und Tänzer Clément Layes sei­ne Soloperformance «Allege».

Nachdem das Publikum Platz genom­men hat­te und lang­sam Ruhe ein­kehr­te, begann ein gewöhn­li­cher Wasserkocher mit dem Prolog. Aufmerksam hör­te man zu, wie das immer heis­ser wer­den­de Wasser spru­del­te, bis mit einem klei­nen «tick» der Höhepunkt erreicht war. Gleich dar­auf schritt Layes ziel­ge­rich­tet und mit eili­gen Schritten auf die Bühne. Eine blaue Latzhose und ein weis­ses Hemd klei­de­ten sei­nen Leib und ein lee­res Glas schmück­te sein Haupt. Eifrig rich­te­te der eben erst erschie­ne Performer sei­ne Bühne ein, plat­zier­te eine klei­ne Pflanze auf den Boden, stell­te einen Tisch auf und hol­te aus einem Abfalleimer meh­re­re Gläser und Wasserflaschen.

Pflanzengiessen und Slapstick

Auch eine deko­ra­ti­ve Bühnenpflanze kann vom Scheinwerferlicht allein nicht leben und eben dar­um such­te unser Performer mög­lichst vie­le Wege, der klei­nen Pflanze Wasser zu geben. Mit rhyth­mi­schen Bewegungen wur­de erst das Wasser aus den Flaschen in die Gläser ver­teilt, um dann anschlies­send mit die­sen die Pflanze zu trän­ken. Die Kreativität und Vielfältigkeit von Layes schie­nen dabei gren­zen­los und mit sei­nen schrä­gen Bewegungen und Slapstick-Einlagen blieb weder ein Auge noch der Boden trocken.

Nachdem das Pflänzchen auf etli­che Arten zu trin­ken bekom­men hat­te, zeig­te unser Performer sei­ne wah­re Macht und liess mit schnip­pen und ein­fa­chen Handbewegungen den Raum von Licht und Musik durch­flu­ten, im Spotlight stets die klei­ne Pflanze. Nach wei­te­ren Spielereien mit den Objekten, wel­che die Bühne deko­rier­ten, dem Licht und der Musik, bewegt sich plötz­lich der aus­ge­streck­te Zeigefinger zum Glas und das erste Wort «Mechanik» fiel.

Viele Worte und ein rasches Ende

Da das lan­ge Schweigen gebro­chen war, ström­te eine Flut aus Worten, wel­che sämt­li­che Objekte erklär­ten, aus dem Performer. So wur­de erklärt, dass Wasser Energie, die Bühne der Ozean, die Musik die Zeit und die Pflanze schliess­lich das Leben ist. Da also die Definitionen klar waren, mach­te sich Layes auf die Spur der Zusammenhänge die­ser Objekte und form­te bei­spiels­wei­se aus Zeit und Energie das Leben. Mit rasen­der Geschwindigkeit wur­den immer mehr Verknüpfungen und Zusammenhänge geformt, bis plötz­lich der Rausch abbrach und mit den Worten «the end has finis­hed» die Bühne sich lang­sam der Dunkelheit ergibt.

Mit «Allege» gelingt es Clément Layes, eine unter­hal­ten­de und krea­ti­ve Form zu schaf­fen, wel­che im Laufe des Abends sich nicht davor scheut, eine Ebene tie­fer zu gehen und ein­fa­che, unbe­deu­ten­de Objekte spie­le­risch mit­ein­an­der zu ver­knüp­fen und dabei gros­se Zusammenhänge zu erklä­ren. Ein klei­ner Abend mit gros­sen Wirkungen und vie­len Lachern.

Die Kritik von Christian Felix zum ersten Teil des Abends kann man hier lesen.

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