Vom gros­sen Knall zum lau­en Lüftchen

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Am Anfang war… eine weis­se Bühne. Ein Raum, in wel­chem der fran­zö­si­sche Regisseur Philippe Quesne mit sei­ner Gruppe Vivarium im Theaterhaus Gessnerallee eine Welt ent­ste­hen lässt. Kurz weicht das Licht der Dunkelheit und eine Perfomerin betritt die Bühne. Mit gemüt­li­chen Schritten geht sie zu einem Tisch, nimmt an die­sem Platz und beginnt zu lesen. Begleitet wird sie ledig­lich von sanf­ter Hintergrundmusik. Schliesslich bricht sie ihr Lesen ab, legt die Lektüre zur Seite und schreibt mit gros­sen, weis­sen Lettern «BANG». So unschein­bar wie die Spielerin auf­ge­tre­ten ist, ver­schwin­det sie auch wie­der hin­ter die Bühne und spricht lei­se weni­ge Worte mit ihren Kollegen. Darauf wagen sich auch die ande­ren Performer nach vor­ne und begin­nen mit der Erkundung des Raumes. Nach abge­schlos­se­ner Analyse packen sie Stuhl, Tisch und Buch ein und ver­las­sen die Bühne. Während die Zuschauer auf den lee­ren Raum star­ren, hört man aber­mals die Spieler im Hintergrund und schliess­lich die Frage «Are you rea­dy?». Nach einem kur­zen «yes“ hüllt sich der Raum wie­der in Dunkelheit.

Wandelnde Fellknäuel und Gummiboote

Während das Licht lang­sam wie­der auf die Bühne dringt, zieht schon dich­ter Nebel über die­se. Man erkennt über den Boden rob­ben­de, weis­se und brau­ne Fellknäuele, die wie nas­se Lumpen aus­se­hen. Nachdem sich die wun­der­li­chen Wesen gefun­den haben, begin­nen sie, mit­ein­an­der Spiele zu spie­len, bis das Kommando «ever­y­bo­dy rise» erklingt und sich die Fellwesen erhe­ben und auf zwei Beinen die Bühne ver­las­sen. Eine Performerin erscheint gleich dar­auf mit Stuhl und Papier, nimmt Platz und beginnt, den weis­sen Plastikberg zu zeich­nen, der sich ganz rechts an der Bühnenwand befin­det. Nach den ersten paar Strichen nähert sie sich dem Berg und ent­fernt lang­sam die Abdeckung, sodass der wah­re Kern des Berges, ein zer­beul­ter, alter, weis­ser, auf dem Kopf lie­gen­der Citroen, zum Vorschein kommt.

Die ande­ren Spieler dies­mal als Höhlenmenschen geklei­det, zei­gen sich auch wie­der und errich­ten neben dem alten Auto ein klei­nes Feuer. Schliesslich birgt einer der Höhlenbewohner meh­re­re Getränkedosen aus dem Wagen. Mit Getränken und etwas Tanz machen es sich die Urzeitmenschen am beschau­li­chen Lagerfeuer gemüt­lich. Einer der Höhlenmenschen scheint jedoch getrie­ben, denn er ver­lässt die Bühne meh­re­re Male und kommt wie­der mit Gummibooten. Nach ein paar Posen für die Zeichnerin, las­sen die Spieler ihr Fellkleid fal­len, beman­nen die Boote und beklei­den sich mit Hawaiihemden.

Von Astronauten bis zu grü­nen Männchen

Während die stol­zen Bootsbesitzer gemüt­lich war­ten, senkt sich die Bühnenwand und ver­schwin­det schluss­end­lich kom­plett. Dahinter spie­gelt sich das wei­che Licht auf einer Wasserpfütze. Die Spieler ver­las­sen ihre Boote und begin­nen, den klei­nen Bühnensee zu erkun­den. Nach eini­gen Schritten durch das küh­le Nass, wird es für die Performer Zeit, ihre Raumanzüge aus­zu­packen. All dies beglei­tet wie­der einer der Performer, der akri­bisch Seite für Seite sei­nes Notizblockes mit Bildern füllt. Nach meh­re­ren Posen für den Zeichner, ver­wan­deln sich alle Performer in grü­ne Männchen. Zielgerichtet erbau­en die­se einen Turm aus den Gummibooten. Während sie ihr Werk bestau­nen, erscheint im Hintergrund ein unschein­ba­res, klei­nes, grü­nes Fellknäuel, wel­ches lang­sam durch die Gegend schleicht, bis es schliess­lich zum Stillstand kommt und das Licht defi­ni­tiv aus­geht. Das Schweigen in der abso­lu­ten Dunkelheit wird nach einer lan­gen Pause von mäs­si­gem Applaus gebro­chen.

Fazit

«Big Bang» zeich­net sich durch man­nig­fal­ti­ge Bildwelten und stoi­sche Gemütlichkeit aus. Jedoch wird dem Zuschauer wenig ver­mit­telt, was genau in den male­ri­schen Szenen pas­siert und was man dar­aus zie­hen darf. Auch die extre­me Trägheit, die das Stück von Anfang an bei­be­hält, ermü­det rasch.

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