Heinrich Steinfest: Der Allesforscher. Roman.
Von Simone Wahli – Sixten Braun vertritt eine deutsche Firma auf Taiwan, wo ihn ein explodierender Wal in die Arme der schönen Ärztin Lana Senft führt. Diese amour fou findet jedoch ein schnelles Ende, als Sixten mit seinem Flugzeug über dem ostchinesischen Meer abstürzt und nur dank viel Glück – und der Rettungsweste seines Sitznachbarn – überlebt.
Dieses zweite Unglück führt ihn zurück nach Deutschland, wo er in eine kurze und glücklose Ehe getrieben wird. Weg von Lana und zurück zur deutschen Durchschnittlichkeit also. Beruflich steigt er in das Unternehmen seines Schwiegervaters ein und verdient sich als Manager eine goldene Nase. Mit dem Zusammenbruch der Ehe zerbricht aber auch seine berufliche Zukunft, und er erfindet sich als Bademeister des Mineralbades Berg in Stuttgart noch einmal neu.
Hier ist es, wo sich eine Vertreterin der taiwanesischen Botschaft mit ihm in Verbindung und ihn davon in Kenntnis setzt, dass aus der Verbindung mit Lana ein Sohn namens Simon hervorgegangen ist, welcher nach dem Tod Lanas und des psychischen Zusammenbruchs seiner chinesischen Betreuerin nun in die Obhut des mutmasslichen Vaters, nämlich ihm, übergeben werden soll. Widerwillig geht Sixten darauf ein den Jungen kennenzulernen, dessen asiatisches Aussehen macht jedoch deutlich, dass er keinesfalls der Vater sein kann, dennoch akzeptiert er die Vaterschaft – zu seinem eigenen Erstaunen. Schnell wird deutlich, dass der kleine Simon eine ganz eigene Sprache spricht. Bald wird aber auch klar, dass er über Talente verfügt, von welchen andere nur träumen können: so klettert er wie eine Gämse, zeichnet wie der junge Picasso und erforscht seine Umgebung, ganz Reinkarnation des Allesforschers aus Sixtens Kindheit. Auch wird er zum Wegweiser seines Ziehvaters und führt in sozusagen mit Kerstin, der Angestellten der deutschen Niederlassung der taiwanesischen Botschaft zusammen, die zwar nicht mehr die Frau seines Lebens sein kann, da das bereits Lana war, aber doch seine letzte Frau sein soll. Diese bringt ihn dazu, sich mit dem Unfalltod seiner jüngeren Schwester, ebenfalls eine begnadete Kletterin, auseinanderzusetzen.
In den österreichischen Alpen treffen sie nicht nur auf den Messerwerfer Mercedes und dessen Frau, sondern auch auf Auden Cheng, den ehemaligen Lebensgefährten von Lana. Vergnügliche Irrungen und Wirrungen à la Steinfest.
Steinfest, Heinrich: Der Allesforscher. Roman. Piper. München, Zürich 2014. ISBN 978 3 492 05408 9. S. 394.
Publiziert: ensuite Nr. 140, August 2014





