Die Banalität der Show-Intellektuellen

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Von Dr. Regula Stämpfli -Wenn in einer Gesellschaft drei Faktoren zusam­men­kom­men, wird es für Menschen lebens­ge­fähr­lich. Wenn der Kapitalismus alle Lebewesen als Ware ver­packt, die an den Meistbietenden ver­hö­kert wer­den, wenn die­se Verdinglichung dar­über hin­aus als Fortschritt oder “natür­li­che Evolution” geprie­sen wird, wenn Medien und Wissenschaft die Umwandlung der Welt in Zahlen mil­lio­nen­fach und unkri­tisch ver­brei­ten.

All dies hät­ten die zwei gröss­ten Intellektuellen unse­rer Zeit – will man den Selfiemedien und der Männerhysterie glau­ben, die sich rund um Zizek und Peterson erge­ben – in über zwei­ein­halb Stunden dis­ku­tie­ren kön­nen. Taten sie selbst­ver­ständ­lich nicht, im Gegenteil. Noch sel­ten haben sich Medien und Wissenschaft der­art bru­tal ent­blösst wie im “Sony Centre” in Toronto am 19. April 2019. Am Set-Up war alles falsch. Die Beteiligten, die Themen, die Show und die fade Aneinanderreihung von banal­sten Worten zu noch bana­le­ren Sätzen.

In “Happiness: Capitalism vs Marxism” ent­blöss­ten Zizek und Peterson ihre Unfähigkeit, poli­tisch zu den­ken. Die Gegenwart, die alle Anschauungen auf­löst, alle neu­ge­bil­de­ten schon am näch­sten Tag ver­al­tet aus­se­hen lässt, die “alles Ständische und Stehende ver­dampft” und “alles Heilige ent­weiht” (Zitat Marx) wur­de mit kei­nem Wort von den angeb­li­chen Geistesgrössen bespro­chen. Vielleicht weil Zizek den Kommunismus nicht ver­steht und Peterson den Kapitalismus, was jedoch die Voraussetzung dafür ist, sich kri­tisch mit der eige­nen Ideologie aus­ein­an­der­zu­set­zen. Die Beiden stell­ten aus­ge­rech­net “Happiness” ins Zentrum ihrer Überlegungen. Dies, obwohl sie sich hier nicht unter­schie­den und sich sehr schnell dar­in einig waren, dass Glück kein Zustand, son­dern höch­stens eine Episode ist. Die Menschen sind nicht dafür gebo­ren, Glück her­zu­stel­len, nein! Menschen sind gebo­ren, um Mensch zu wer­den, ein sinn­vol­les Leben im Einklang mit der Welt zu füh­ren und soll­ten des­halb poli­tisch dar­an gehin­dert wer­den, stän­dig das grösst­mög­li­che Unglück für die grösst­mög­li­che Zahl von Menschen her­zu­stel­len.

Zizek und Peterson schau­ten aber mit­nich­ten auf die­ses Wechselspiel von öffent­lich und pri­vat, sie erwähn­ten mit­nich­ten die Anreize, die ganz unter­schied­lich auf die Welt und die Lebewesen wir­ken, nein, sie blie­ben im psy­cho­lo­gi­schen Blablabla und benutz­ten stän­dig Wörter wie “good” oder “bad”. Alles meist unpo­li­ti­sche Kategorien, die Null Erkenntniswert haben. Digitalisierung wur­de mit kei­nem Wort erwähnt, ich geste­he jedoch, wäh­rend des Gespräches ein­ge­schla­fen zu sein. Doch als ich auf­wach­te, waren die alten Männer immer noch mit Oberflächenhuberei beschäf­tigt und zum Schluss war das Ergebnis: Glück ist ein Gefühl.

Ein Kreuzworträtsel mit Hund bringt mehr Erkenntnis.

 

 

Illustration:
Link zum Gespräch:https://www.youtube.com/watch?v=pT1vutd4Gnk

 

 

 

 

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