Seit jeher unter­wegs: Literarische Fragmente 16

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Von Konrad Pauli – Ein Schriftsteller, viel­leicht gar Dichter – wobei’s Leute gab, die einen Unterschied zwi­schen bei­den trotz aller frag­wür­di­ger Anstrengung nicht aus­zu­ma­chen ver­moch­ten – ein Dichter also hat­te, um es äus­serst vor­sich­tig aus­zu­drücken – kei­nen Erfolg. Exakter gesagt: Auf sei­ne Veröffentlichung gab’s nicht das lei­se­ste Echo. Freilich hat­te er ein Buch geschrie­ben mit einer Hauptfigur, die er zwar kühn sei­nen Helden nann­te, die oder der indes­sen zum Scheitern ver­ur­teilt war. Verurteilt? Wer mass­te sich denn an zu sol­chem Urteil? Also: Der Held hat­te in gewis­ser Weise Erfolg, aber nicht nach den Massstäben und Forderungen (oder Erwartungen) der inter­es­sier­ten oder gleich­gül­ti­gen Öffentlichkeit – und wie soll­te ein sol­cher, inne­ren Gesetzmässigkeiten gehor­chen­der Erfolg zwangs­läu­fig auch im Äusseren der Öffentlichkeit Erfolg haben? Erfolg im Sinne des Widerhalls.

Der also in dop­pel­ter Hinsicht allein­ge­las­se­ne Dichter ging in sich und fand da rein gar nichts, das er anders hät­te anpacken sol­len – oder kön­nen. So kann­te er auch die Erfahrung, dass nie­mand und kei­ner und kei­ne sein Anliegen för­der­te, was, wenn dies gewe­sen wäre, er mitt­ler­wei­le gar als Überheblichkeit sei­ner­seits gewer­tet hät­te. So eig­ne­te er sich all­mäh­lich die Fähigkeit an, die Echolosigkeit als das ihm Zustehende und Gemässe anzu­neh­men – und wenn jetzt über­ra­schen­de Umstände eine Änderung, gar Kehrtwendung bewirkt und ein­ge­lei­tet hät­ten, hät­te er den Boden unter den Füssen ver­lo­ren. Immerhin ver­zich­te­te er auf das Schreiben einer Erzählung, die den Leuten gefal­len, sie gar erschüt­tert hät­te – und er leb­te fort­an von der trau­ri­gen Genugtuung, eini­gen Lesern eine klei­ne Kostbarkeit vor­ent­hal­ten zu haben.

Foto: zVg.
ensuite, April 2011

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