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15 Jahre inter­na­tio­na­le Literatur im Oberwallis

Vom 2. bis 4. Juli 2010 fin­det zum 15. Mal das Internationale Literaturfestival Leukerbad statt. Was 1996 im Kleinen begann, ist längst ein Literaturanlass von inter­na­tio­na­ler Ausstrahlung gewor­den. Dabei hat das alpi­ne Lesefest inmit­ten von Felsschluchten und damp­fen­den Quellen mit den legen­dä­ren Leseorten sei­ne ein­zig­ar­ti­ge Atmosphäre stets bei­be­hal­ten. 23 Autorinnen und Autoren aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, der Ukraine und Ungarn rei­sen in die­sem Jahr in den Walliser Bade- und Bergkurort.

Premierenerlebnisse.
Gleich sechs Autorinnen und Autoren haben das Leukerbadner Festival gewählt, um ihre Werke erst­mals dem Schweizer Publikum zu prä­sen­tie­ren: Rolf Lappert, Träger des Schweizer Buchpreises 2008, wird sei­nen im August erschei­nen­den Roman «Auf den Inseln des letz­ten Lichts» mit­brin­gen. Der Berner Mundartdichter Pedro Lenz wird am Festival zusam­men mit Raphael Urweider die stan­dard­deut­sche Übersetzung sei­ner Texte vor­stel­len. Zum ersten Mal liest auch Rolf Dobelli aus sei­nem Roman «Massimo Marini», der die­sen Herbst her­aus­kom­men wird. Weiter war­ten zwei öster­rei­chi­sche Premieren am Festival auf: Alois Hotschnig, der stil­le Meister hoch­kon­zen­trier­ten Erzählens, und mit Angelika Reitzer eine der inter­es­san­te­sten jun­gen Stimmen Österreichs. Aus Deutschland schliess­lich wird Christoph Poschenrieder mit sei­nem Debütroman «Die Welt im Kopf» anrei­sen.

Schweizer Heimspiele und inter­na­tio­na­le Begegnungen.
Mit Serhij Zhadan, der in sei­ner Heimat gan­ze Stadien füllt, ist ein Superstar der ukrai­ni­schen Literaturszene ange­kün­digt. Zusammen mit Raphael Urweider und  Pedro Lenz wird er gemein­sa­me Texte per­for­men. Ein wei­te­rer bekann­ter Name ist aus der Schweiz ange­sagt: Milena Moser, deren Romane wir als eben­so bis­sig wie  unter­halt­sam ken­nen. Christoph Simon reist mit «Lukas Zbinden – Spaziergänger und Liebender» an. Gedichte, die nicht nur mit Worten, son­dern auch mit ihren Lauten spie­len, sind von Urs Allemann zu erwar­ten. Ein dop­pel­tes Heimspiel hat der Walliser Hotelier Otto Zumoberhaus. Und Arno Camenisch ver­steht es,  prachli­che Barrieren zu über­win­den: Sein Buch «Sez Ner», das auf Deutsch und Surselvisch erschie­nen ist, wird er in einer drei­spra­chi­gen Lesung auch auf  Französisch vor­stel­len. Mit Bessa Myftiu, die heu­te in Genf zu Hause ist, und der in Paris leben­den Ornela Vorpsi rei­sen zwei alba­nisch­stäm­mi­ge Autorinnen nach Leukerbad. Italienische Stimmen sind mit dem Bestsellerautor Andrea de Carlo sowie Fabio Stassi und sei­ner wun­der­ba­ren Geschichte über den Fussballpokal auf dem Programm. Mit «Freund Butler» stellt der fran­zö­si­sche Autor Jérôme Lafargue sei­nen ersten Roman, ein gelun­ge­nes Spiel mit Wahrnehmung und Realität, vor.
Aus Deutschland kom­men neben Christoph Poschenrieder fünf wei­te­re Autorinnen und Autoren nach Leukerbad: Kristof Magnusson mit sei­nem äus­serst erfolg­rei­chen Buch «Das war ich nicht», Alissa Walser, eine der bei­den dies­jäh­ri­gen Spycherpreisträgerinnen, und Michael Lentz, der mit sei­nen Liebesgedichten zu  ver­zau­bern ver­mag. Die Autorin und Gestalterin Judith Schalansky wird die Zuhörer mit dem Finger auf der Landkarte auf eine Reise rund um die Welt mit­neh­men.  Und schliess­lich darf man auf Deef Pirmasens gespannt sein: Er, der das Plagiat Helene Hegemanns auf­deck­te, wird in einer mul­ti­me­dia­len Lesung das Original «Strobo» von Airen vor­stel­len.

Übersetzungskolloquium.
In die­sem Jahr stellt sich Rolf Lappert mit sei­nem Roman «Nach Hause schwim­men» den Übersetzerinnen und Übersetzern. Das Kolloquium fin­det zum fünf­ten Mal statt und wird wie­der in Zusammenarbeit mit dem Literarischen Colloquium Berlin und der Stiftung Schloss Leuk durch­ge­führt. Verlags- und Literaturförderung in  der Schweiz. Mit den Verlegern Egon Ammann, Vera Michalski-Hoffmann, Liliane Studer (SWIPS-Präsidentin) und Pius Knüsel (Pro Helvetia) fin­det wäh­rend des  Literaturfestivals ein Podiumsgespräch statt, in dem die Praktiken, Risiken und Perspektiven der Verlags- und  Literaturförderung im beson­de­ren Schweizer Umfeld beleuch­tet wer­den.

10 Jahre Spycher: Literaturpreis Leuk.
Der von der Stiftung Schloss Leuk ver­ge­be­ne «Spycher: Literaturpreis Leuk» geht in sei­nem zehn­ten Jahr an die deut­sche Autorin und Bildende Künstlerin Alissa  Walser und an den unga­ri­schen Autor László Krasznahorkai. Beide Preisträger wer­den am Literaturfestival aus ihren Werken lesen. Der Preis wird am 22. August  2010 im Schloss Leuk ver­lie­hen.

15 Jahre Literaturfestival in Leukerbad.
Die Festivalleitung blickt auf eine bei­spiel­lo­se Erfolgsgeschichte in der deutsch­spra­chi­gen  Literaturszene zurück: Gegründet 1996 von Ricco Bilger, der die Festivalleitung vor fünf Jahren an Hans Ruprecht über­ge­ben hat, ent­wickel­te sich das Festival zu  einer Plattform für Begegnungen zwi­schen Autorinnen und Autoren und zu einem wich­ti­gen Knotenpunkt im euro­päi­schen Literaturnetzwerk. Rund drei­hun­dert  Autorinnen und Autoren rei­sten bis­her ans Festival.